Die Krypto-Welle rollt inzwischen weltweit und mit besonders großer Wucht in Deutschland. Das ist angesichts der sog. Wertentwicklung der Kryptos nicht verwunderlich. Kryptowährungen werden außerdem massiv als Sicherheitsanlage angeboten, in Konkurrenz zu Gold. Es gibt sogar Einschätzungen, wonach die eher verhaltene Entwicklung des Goldpreises in den letzten Monaten mit der Alternative Krypto zu tun habe.
Dabei gibt es massive Kritik an den Kryptos von beachtenswerter Seite. So äußerte sich die Bank of America mit massiver Kritik (finanzen.net ab 07.04.2021), insbesondere in Bezug auf den extremen Energiebedarf der sog. Blockchain-Technologie, aber auch dass es sich bei Bitcoins um "hochspekulative Vermögenswerte" handle. Schon am 14.11.2019 berichtete "Fonds Professionell online" davon, dass 95 % aller Bitcoin-Umsätze "frei erfunden" seien. In der Spiegel-Ausgabe 1/2021 befasst sich "Der Spiegel" mit dem Thema unter der Überschrift "Geld, das keines ist". Dort wird darauf hingewiesen, dass die Kursausschläge des Bitcoins "atemberaubend" sein können, was für viele private Anleger dann doch überraschend sein könnte. Besonders eindeutig ist die Aussage der Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB, Isabel Schnabel, im "Spiegel" vom 10.04.2021:
"Aus unserer Sicht ist es falsch, Bitcoin als Währung zu bezeichnen, weil es die Grundeigenschaften des Geldes nicht erfüllt. Es ist ein Spekulationsobjekt ohne erkennbaren fundamentalen Wert und unterliegt massiven Preisschwankungen."
Die Warnungen sind natürlich berechtigt, auch weil hinzukommt, dass die vielen unseriösen Anbieter am Markt das Anlegergeld meist keineswegs in Bitcoins anlegen. Stattdessen transferieren sie es umgehend, und für Anleger und Justiz unerreichbar, auf ihr eigenes Konto in einer der vielen Geldwäschedestinationen in der Südsee - natürlich in Dollar und Euro. Für die Anleger bedeutet dies Totalverlust.
Die Anleger treffen ihre Anlageentscheidung für Bitcoins und Co. meist alleine aufgrund der Wertentwicklung. Das ist nachvollziehbar, denn die sog. Blockchain-Technologie und das sog. Mining bleiben den Anlegern, auch dann, wenn sie sich darum bemühen, meist böhmische Dörfer. Sie lassen sich stattdessen gerne von Werbesprüchen, in denen viele für sie unverständliche englische Begriffe vorkommen, beeindrucken. Das imponiert, weil es professionell klingt, nichtsahnend, dass auch ihr Gegenüber, der diese Sprüche so flüssig absondert, deren Sinn, genau wie sie selbst, nicht wirklich kennt oder versteht.
So kommt es, dass viel Anlegergeld, das für sicherheitsorientierte Zwecke zurückgelegt wurde, in Bitcoins angelegt wird. Dabei wird nicht berücksichtigt, wird ausgeblendet oder ist nicht bekannt, dass ein Nachfragerückgang sich ganz einfach daraus ergeben könnte, dass immer mehr Anleger mehr über Bitcoins wissen wollen und keine befriedigenden bzw. verständlichen Antworten erhalten und deshalb nicht investieren oder Bestände verkaufen.
Eine andere Bedrohung der wunderschön erscheinenden Bitcoin-Welt ist die mögliche Regulierung des Bitcoin-Marktes durch staatliche Institutionen bzw. Gesetze. Das könnte z.B. bedeuten, dass Bitcoin-Transaktionen gläsern werden, was viele Marktteilnehmer abschrecken würde. Schließlich sind Bitcoins auch deshalb begehrt, weil durch die mangelnde Regulierung anonyme Transaktionen möglich sind. Der Anteil der Nachfrage von dieser dunklen Seite wird auch von Bitcoin-Jüngern als hoch eingeschätzt.
Das wird schwierig. Wir haben Florian Daumann von der Deutsche Finanz Recherche GmbH, der eine Datenbank zu auffälligen Marktteilnehmern führt, gefragt. In seine Datenbank fließen, neben vielen anderen Informationen, auch Inhalte von staatlichen Warnlisten ein. Seit Anfang 2020 hat er rund 300 Einträge zu eindeutig erkennbar in Deutschland agierenden Krypto-Anbietern erfasst, die seitens der jeweiligen Finanzaufsichtsbehörden so eingestuft wurden, dass vor einer Geschäftsbeziehung gewarnt werden musste.
Daumann berichtet auch von einigen wenigen Tests seiner Rechercheabteilung. Ergebnis: Bei keinem der Kontakte (durchgehend per Telefon) wurden Risiken genannt oder auf Dokumente hingewiesen, aus denen Risiken ersichtlich sind und das bei einem Risikoumfang, der mit gigantisch nur unzureichend beschrieben ist.
Angesichts des hohen Risikos bis hin zum Totalverlust verbunden mit dem Problem, den Umfang und die Art der Risiken nicht verständlich erklären zu können, entsteht bei Kundenkontakten zum Thema Bitcoins eine geradezu toxische Gefahrenlage. Für Berater gefährlich ist es vor allem, Kryptoanlagen in ein Finanzkonzept einzubinden, das sicherheitsorientiert ist. Ratsam ist, wenn die Behandlung von Kryptoanlagen im Beratungsgespräch unausweichlich erscheint, diese separat außerhalb des Konzeptes und mit deutlichen Risikohinweisen darzustellen bzw. zu dokumentieren. Unlösbar erscheint das Problem, eine haftungssichere Empfehlung für einen bestimmten Anbieter aussprechen zu können.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.
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