"Mit Blick auf die nächsten sechs Monate, wie beurteilen Sie das Rendite-Risiko-Profil der folgenden Anlageklassen?" wollte das ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim im Rahmen der halbjährlich durchgeführten Umfrage ZEW-Finanzmarkttest im Juni 2021 von den teilnehmenden Anlageprofis wissen. Ergebnis: Daumen hoch für Aktien, Immobilien und Rohstoffe. Daumen runter für konventionelle Staatsanleihen und Kryptowährungen. Nahezu drei Viertel (73 %) der befragten Finanzanalysten sehen in Bitcoin & Co auf Halbjahressicht keine lohnende Anlage. Noch schlechter schnitten nur konventionelle Staatsanleihen ab, denen sogar 86 % ein schlechtes Chance-Risiko-Verhältnis bis Jahresende bescheinigen.
Aktien und Rohstoffe beurteilen die befragten Analysten für das kommende halbe Jahr mit rund 77 % (Aktien) und 75 % (Rohstoffe) dagegen klar positiv; auch Immobilien zahlen sich als Geldanlage nach Ansicht der befragten Experten weiterhin aus (67 %). "Finanzmarktexpertinnen und -experten schätzen das Rendite-Risiko-Profil von Anlagen, die einen gewissen Schutz vor Inflation bieten, derzeit positiver ein als das von Anlagen, die nur einen geringen oder keinen Schutz bieten", erklärt Frank Brückbauer vom ZEW. Volatilen Kryptowährungen wie dem Bitcoin würden Profis aktuell offenbar keinen hohen Inflationsschutz beimessen, so der Finanzmarktforscher.
Unternehmensanleihen schneiden im Hinblick auf den Anlageerfolg aktuell deutlich schlechter ab als Aktien. Mehr als die Hälfte (56 %) der Umfrageteilnehmer beurteilt das Rendite-Risiko-Profil mit Blick auf die kommenden sechs Monate negativ. Bei inflationsindexierten Staatsanleihen und Grünen Anleihen gibt es hingegen keine klare Tendenz; hier überwiegen die positiven Beurteilungen leicht. Insgesamt beurteilen die Finanzanalysten Grüne Staats- und Unternehmensanleihen besser als konventionelle: "Die Nachfrage nach Grünen Anleihen dürfte kurzfristig deutlich schneller wachsen als das Angebot. In diesem Fall würden sich die Preise von Grünen Anleihen besser entwickeln als die von vergleichbaren konventionellen Anleihen", so ZEW-Forscher Brückbauer.
Meldungen über die "Rückkehr der Inflation" sorgen bei privaten Anlegern in Kombination mit weiterhin sehr niedrigen oder gar negativen Zinsen für steigenden Beratungsbedarf. Seit Anfang des Jahres steigt die Teuerungsrate kontinuierlich an und erreichte im Mai 2021 mit 2,5 % sogar den höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Im zweiten Halbjahr hält die Deutsche Bundesbank sogar einen Anstieg auf 4 % für möglich. Allerdings sehen die obersten Inflationshüter darin eher ein vorübergehendes Phänomen, das vor allem auf gestiegenen Energiepreisen und der während der Corona-Pandemie zeitweise abgesenkten Mehrwertsteuer beruht. Auf mittlere Frist rechnet die Bundesbank nicht mit zu hohen Raten.
Berater sollten Inflationssorgen ihrer Kunden zwar ernst nehmen, aber dennoch zu Augenmaß bei Anlageentscheidungen raten. Da sich seit Jahresbeginn vor allem häufig gekaufte Produkte wie Lebensmittel oder Benzin spürbar verteuert haben, fühlt sich die Teuerung für viele Kunden aktuell deutlich höher an als tatsächlich gemessen. Darauf weist aktuell die Schweizer Großbank Unicredit hin. Auf der Suche nach inflationsfesten Optionen zur Abrundung eines ausgewogenen Portfolios lohnt ein Blick auf die Strategien und Einschätzungen der Profis, wie ihn die aktuelle ZEW-Umfrage liefert.
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